Patinierung

| Cail Pearce

Die Geschichte der Patinierung bei ochs und junior

Das Zifferblatt der ersten ochs und junior war aus 18-karätigem Weissgold. Die Oberfläche war allerdings nicht weiss, sondern ein dunkles, rauchiges Grau!

Die originalen anno cinquanta Zifferblätter wurden von Ludwig Oechslin in seiner Werkstätte in La Chaux-de-Fonds in einem Emaille-Ofen bei 950 Grad Celsius mit Hitze patiniert. Die Indices wurden danach herausgefräst, so dass das helle Metall darunter zum Vorschein kam und die Indices mit hohem Kontrast sichtbar waren.

ochs und junior hat also schon 2008, bei den ersten produzierten Uhren, Patinierungen verwendet, um kontrastreiche Zifferblätter zu kreieren. Der Ursprung dieser Idee liegt aber sogar noch weiter zurück und reicht bis in die persönliche Werkstätte von Ludwig Oechslin, zu seinen allerersten ochs und junior Prototypen. Diese bestanden allerdings aus einem etwas bescheideneren Material: Messing.

Entsprungen ist die Idee Oechslins Notion von Zweckmässigkeit. Oechslins Ziel ist, dass ochs und junior Uhren nützlich sind und dass ihr Gebrauch Spass macht. Damit eine Uhr wirklich nützlich ist, ist es essentiell, dass ihr Zifferblatt einen hohen Kontrast bietet. Aber darauf zu warten, dass ein Partner die Zifferblätter einfärbt, hätte die Prototypenentwicklung verlangsamt und den schrittweisen, sich wiederholenden Prozess behindert, der am Ende zum typischen Design geführt hat.

Von einem Freund, dem Uhrmacher Beat Haldimann, erhielt Oechslin einst ein „Giftfläschchen“ zur Patinierung (die grüne Flasche im oberen Bild). Oechslin begann die Lösung für die Messingteile zu benutzen, die er in seiner Werkstätte fräst. Obwohl die Idee praktischer Notwendigkeit entsprang, hatte das Resultat eine ungeschliffene, imperfekte und ganz eigene Schönheit.

2012 stellten wir zum ersten Mal eine Messinguhr mit patiniertem Zifferblatt vor  –  die mondphase (oder selene) patina. Oechslin hatte seine Patinierungstechnik Peter Cantieni weitergegeben. Dieser fräst und dreht alle ochs und junior Teile. Cantieni führt alle unsere grauen Patinierungen aus. In diesem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag finden Sie schöne Beispiele seiner Arbeit (Fotografie).

Eine kleine Nebengeschichte

Als ich 2013 zu ochs und junior kam, wollte ich verstehen lernen, wie unsere Uhren gefertigt werden. Ich wusste, dass ich mehrere Tage in Peter Cantienis Werkstätte verbringen musste, um den ganzen Prozess zu sehen. Aber Peter arbeitet am liebsten alleine (er hat noch nie einen Lehrling angenommen). Deshalb dachte ich, die beste Strategie wäre, mich nützlich zu machen. Ich fragte Peter, ob er mir zeige, wie er die Zifferblätter patiniert, so dass ich helfen könne. Er war sichtlich überrascht, dass jemand freiwillig mit dem „Gift“, wie er es nannte, arbeiten wollte, und antwortete mit einem breiten Lächeln und einem ansteckenden, glucksenden Lachen.

Am Ende arbeitete ich mehrere Tage lang mit Peter in Hinwil und eines der Resultate ist die Entwicklung einer dunklen, schwarz-blauen Patina. Wir freuen uns jetzt schon auf die ersten Bilder, die wir bald präsentieren werden …

Die Geschichte der Uhr in diesen Bildern

Ein hoher Kontrast ist nicht das einzige Ziel, das man mit einer Patinierung verfolgen kann. Oechslin wollte schon immer, dass seine Uhren ihren Besitzern Freude machen  –  und das schliesst mit ein, dass persönliche Ideen oder Inspirationen in die Uhren einfliessen. Genau das ist auch die Geschichte der Mondphasenuhr auf diesen Fotos.

Bea Weinmann, die Fotografin, die hinter jedem ochs und junior Foto steckt, kam zu Ludwig mit einem speziellen Wunsch in Sachen Patina. Hier erzählt sie selbst davon:

Gespannt schaue ich über Ludwig Oechslins Schulter, während er mit einem alten Stofflappen die Patinierflüssigkeit auf mein Messingzifferblatt streicht.

Was genau dabei herauskommt, weiss weder er noch ich. Seine Hände verdecken die Sicht, um den Prozess uneingeschränkt fotografisch und von Auge zu verfolgen.

Die Spannung steigt. Dann streckt er mir das Zifferblatt entgegen: „Und?“ 

„Wow“, sage ich, „das ist ja noch viel schöner, als ich mir das vorgestellt hatte!“ Braun, erdig, etwas wild mit dem blauen Fleck, nicht gleichmässig und darum für mich perfekt!

Alle diese Fotos zeigen Ludwig, wie er an Beas persönlicher 39 mm ochs und junior mondphase arbeitet.

Wie die Uhr am Ende herausgekommen ist, sehen Sie in den folgenden Fotos!

Blau, Braun, Gold, Schwarz, Grau, Orange und noch weitere Farben zieren das Zifferblatt.

Die Mitte des Zifferblatts, rund um den Mittelpunkt, der für die Erde steht, ist blau. Ausserdem zieht sich eine blaue Spur gut sichtbar entlang der Datumsspirale und hebt diese hervor.

Die Sonne und der Mond wurden mit einem Putzholz gereinigt, so dass sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ebenso der Datumspunkt. Nicht zu perfekt, natürlich. Durch Blau hervorgehoben sind auch die Stundenmarker.

Auf dem Silbergehäuse sieht man ein paar leichte Kratzer. Bea ist Fotografin und ihre ochs und junior begleitet sie an ihrem Handgelenk zu Fotoshootings und all den anderen Aktivitäten ihres geschäftigen Lebens.

Das Uhrenband ist ein massgefertigtes wasserfestes Störlederband, welches extra an Beas Handgelenk angepasst wurde.

Ludwig Oechslin hat das Wissen, wie man solche Patinierungen macht, an die ochs und junior Uhrmacherin Sandra Flück weitergegeben. Wir freuen uns darauf, neue Beispiele dieser ochs und junior Tradition aus ihren sorgfältigen und geschickten Händen zu sehen.